Impressionen von historischen Rahmen, Teil 2

Detail: Rahmenecke eines Waschgoldrahmens, so genannte Berliner Leiste, reich profiliert, um 1850

 

Die Berliner Leiste bezeichnet einen Rahmentypus, der etwa zwischen 1830 und 1890 entstand. Das Waschgoldverfahren selber ist allerdings wesentlich älter.

 

Berliner Leisten gelten als "klassische" Biedermeierrahmen, die durch ihr klassisches, schlichtes Profil sehr viel Charme haben und auch für moderne Grafik und Malerei gut geeignet sind. Allerdings stammen die meisten n i c h t direkt aus der Biedermeierzeit, sondern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

 

Echte Berliner Leisten sind nicht vergoldet, sondern blattversilbert (auf Kreidegrund). Den Goldton erhalten sie durch einen Überzug aus gelb-goldenem Firnislack oder anderen, leicht farbigen Überzügen.

Die Bezeichnung "Berliner Leiste " ist insofern irreführend, da dieser Rahmentypus natürlich nicht nur in Berlin und seiner Umgebung hergestellt worden ist. Treffender wäre da schon die humorige Bezeichnung "Zuchthausleiste", denn eben dort wurden etliche Exemplare auch produziert.

 

Der Glanzgrad wechselt bewusst zwischen Matt- und Hochglanz, um den Rahmen "lebendiger" zu gestalten. Die Rahmenaußenkanten sollten n i c h t im Waschgoldverfahren belegt sein, sondern einen schlichten ockertonigen Leimüberzug haben. Das Ganze wirkt wie eine matte Wandfarbe und harmoniert gut mit der glänzenden Vorderansicht.

 

Waschgoldleisten weisen auf ihrer Oberfläche nicht nur Gebrauchsspuren, sondern auch Oxydationsprozesse (dunkle Partien) auf. Blattsilber oxydiert, Blattgold hingegen nicht.

Im Extremfall wirkt der Rahmen fast schwarz, was durchaus auch seinen Reiz haben kann.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Herr Braun (Dienstag, 28 April 2015 17:04)

    Guten Tag,
    wann erscheint denn der nächste Blogartikel?
    Freue mich über weitere Anregungen und Einblicke!!!
    Grüße,
    Braun

  • #2

    Enno Sembritzki (Freitag, 01 Mai 2015 19:33)

    Lieber Herr Braun,
    der nächste Blog ist in Arbeit.
    Ich hätte gern mehr Zeit zum Schreiben.
    Mit freundlichen Grüßen:
    Enno Sembritzki